50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnte Wolfgang Seidel von der Initiative STADT.KUNST am Dienstagabend am ehemaligen Pförtnerhaus begrüßen. Wie er bei seiner Abfrage gleich zu Beginn feststellte, war ein Großteil bisher noch nicht auf dem Gelände der ehemaligen Zeche gewesen und nur wenige aus dem Teilnehmerkreis hatten die Urban-Art-Veranstaltung RUBug besucht, die vom 20. – 29. Mai 2022 hier stattgefunden hatte. Der KUNST.SPAZIERGANG bot also eine gute Gelegenheit, beides – zumindest teilweise – nachholen zu können.
Kompetente Informationen gab es jedenfalls aus allererster Hand:
Zunächst von Kathi Schmidt, Projektleiterin des Kunstprojektes RUBug und Vorsitzende des ausrichtenden Vereins dersalon.ruhr e.V.. Sie beschrieb eingangs die Schwierigkeiten und den enormen Abstimmungsaufwand, der erforderlich war, um RUBug auf Westerholt zu verwirklichen. Sponsorschaft und Finanzierung, Denkmalschutz und künstlerisch-kreative Entfaltung, Logistik und Zeitrahmen waren miteinander in Einklang zu bringen. Letztlich haben 80 internationale Künstlerinnen und Künstler über eine Woche nahezu das gesamte ehemalige Zechengelände mit vielschichtiger spannender Urban-Art überzogen und in einen magischen Ort verwandelt. Etwa 20 dieser Kunstwerke seien, so Kathi Schmidt, trotz der fortschreitenden Umbauarbeiten teilweise oder noch in Gänze erhalten und Thema des Rundgangs.
Uwe Neukirchen, Prokurist und an diesem Abend für die Entwicklungsgesellschaft Neue Zeche Westerholt mbH quasi Gastgeber der Veranstaltung, umriss kurz die Geschichte des Standortes von der Schließung der Zeche im Jahr 2008 bis heute und skizzierte die Zielsetzung für die Neuausrichtung und Umnutzung des Areals (https://www.neue-zeche-westerholt.de/). Er betonte, dass bei der sog. Adressbildung des Standortes Kunst und Kultur eine wichtige Funktion hätten und RUBug einen ersten bedeutenden Beitrag dazu geleistet habe.
Während des etwa einstündigen Rundgangs über das Gelände konkretisierte Uwe Neukirchen den Stand der Abriss- und Umbauarbeiten. Kira Dreffke vom Verein dersalon.ruhr e.V. gab Erläuterungen und schilderte interessante Hintergründe zu den einzelnen Kunstwerken. Ein erster besonderer Hingucker war für alle das Mural von Guido Zimmermann auf dem Mannschaftsgang, das der Frankfurter Künstler tagelang von einem Hubsteiger aus mit einer besonderen Farbpumpe aufgesprüht hat.
Abschluss und Höhepunkt bildeten sicherlich das riesige Augenportrait eines ehemaligen Wettersteigers, gestaltet von David Mannstein und Maria Vill im Hochregallager, sowie die Origami-Kraniche von Chiara Dahlem in der Schwarzkaue.
Wie lange die Kunstwerke noch zu sehen sein werden, ist ungewiss. Denn, so Uwe Neukirchen, die Suche nach Investoren für die Neue Zeche Westerholt läuft bereits, auch wenn es noch ein längerer Zeitraum sein wird, bis sich die Pläne der Entwicklungsgesellschaft in Gänze erfüllen. In der Zwischenzeit – das haben Uwe Neukirchen und Kathi Schmidt beim abschließenden Gespräch erklärt – soll es gerne weitere gemeinsame Kunst- und Kultur-Aktionen auf dem Gelände geben, so als in Kürze zur ExtraSchicht, der langen Nacht der Industriekultur, am 1. Juni.
Fotos: Gregor Spohr (sp), Ursula Seidel (us), Wolfgang Seidel (ws); Beitragsfoto sp