Hertener Initiative zur Förderung von Kunst im öffentlichen Raum

Reinildis Hartmann zeichnet ein lebendiges Bild von Tisa von der Schulenburg

Es war ein höchst informativer Abend an diesem Mittwoch im Hof Wessels. Dank der Hofleitung konnte das erste KUNST.GESPRÄCH nach drei Jahren wieder am gewohnten Ort stattfinden.

Im gut besuchten Seminarraum verfolgten die Zuhörerinnen und Zuhörer aufmerksam, was die Referentin des Abends, Dr. Reinildis Hartmann, kompetent zur Künstlerin Tisa von der Schulenburg vortrug. Sie ging in ihrem Referat zunächst von dem in städtischem Besitz befindlichen Auflagenblatt „selection“ aus, das in der originalen Federzeichnung „Auschwitz“ betitelt ist, widmete sich dann aber auch ausführlich der ungewöhnlichen Biografie der Künstlerin, dem politischen Umfeld insbesondere während der NS-Zeit, den auf sie einwirkenden künstlerischen Impulsen sowie ihrem letzten wichtigen Lebensabschnitt als Schwester Paula und Künstlerin im Ursulinenkloster in Dorsten.

Und so zeichnete Reinildis Hartmann ein vielschichtiges und bewegendes Bild von Tisa von der Schulenburg: zunächst ist da die junge Frau aus adligem Hause, 1903 geboren, die gegen standesgemäße Formen auf künstlerische Entdeckungsreise geht, dann durch wirtschaftlichen Notstand und die Wirren der NS-Zeit bis zum Kriegsende quasi heimatlos zwischen Deutschland und dem zeitweisen Exil in England einen Lebensmittelpunkt sucht, ihn aber auch in ihrer zweiten Ehe nicht wirklich findet. Die belastende Kriegs- und schwere Nachkriegszeit spiegelt sich in den Motiven ihres künstlerischen Arbeitens wider. Der Existenzaufbau der Nachkriegszeit führt sie als Zeitungsredakteurin ins Ruhrgebiet und bringt sie – nach ihrer Zeit in England – zum zweiten Mal in Kontakt mit der für sie faszinierenden Welt des Bergbaus. Ihre Sehnsucht nach Heimat und physischer und psychischer Geborgenheit veranlasst sie in ihrem erschöpften Zustand letztlich, in das Ursulinenkloster in Dorsten als Ordensschwester Paula einzutreten und dafür zum katholischen Glauben zu konvertieren. Ab den 60er Jahren kann sie sich hier intensiv ihrem künstlerischen Drang hingeben. Für sie neu zugängliche Quellen über die Gräuel des Holocaust veranlassen sie, ihren Schmerz über diese Zeit in künstlerischer Form zum Ausdruck zu bringen: der Zyklus „Holocaust“ aus Federzeichnungen entsteht und mit ihm das Blatt „Auschwitz“. Schwester Paula stirbt 2001 und hinterlässt ein umfängliches künstlerisches Werk und einen ebenso tiefwirkenden Beitrag sozialer Wohlfahrt.

Der vollständige hochinformative Vortrag von Reinildis Hartmann, zu dem sie den Zuhörerinnen und Zuhörern Auszüge aus verschiedenen Quellen an die Hand gab, ist als PDF nachzulesen und zur Lektüre unbedingt empfohlen.

In der sich anschließenden Aussprache zeigte sich, dass unter den Besucherinnen auch Schwester Barbara (Austermann) aus dem Ursulinenkloster anwesend war, die ihre Ordensschwester Paula als enge Vertraute in den letzten Jahren bis zum Tod begleitet hatte. Sie wie weitere Besucher aus Dorsten verwiesen auf die Möglichkeit, den Spuren von Tisa von der Schulenburg im Kloster noch nachgehen zu können sowie in der Tisa-von-der Schulenburg-Stiftung mit dem Tisa-Archiv auf der Zeche Fürst Leopold  https://www.tisa-stiftung.de weitere Quellen zu entdecken.

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